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Mondlichtrock zum Barfußtanzen - „Everybody Scream“ ist Florence and The Machines hexenhaftes Heilungsalbum

Mondlichtrock zum Barfußtanzen - „Everybody Scream“ ist Florence and The Machines hexenhaftes Heilungsalbum

Ihr Gold will sie schütteln wie ein Tamburin, verspricht Florence Welch, und dann rollt in vier Minuten und vier Sekunden der erste von einem Dutzend gesungener Zauber ab. „Ich mach’, dass du für mich singst, / ich mach’, dass du schreist!“ singt die 38-jährige Londonerin. „Bist du nicht glücklich, gekommen zu sein, / atemlos und bettelnd und meinen Namen schreiend? / Meinen Namen schreiend!“ Wenn irgendetwas in diesem Popjahr sinister, sinnlich und mitreißend war, dann dieser Titelsong und Opener von „Everybody Scream“, dem sechsten Studioalbum von Florence and the Machine.

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Und wer den Song, der mit treibendem Rhythmus vorwärts stürmt, nur als eine Hymne auf die Magie zwischen Sängerin und Publikum liest, der schaue mal ins Musikvideo der US-Regisseurin Autumn de Wilde mit „Flo“ und ihren vier heulenden, bellenden Banshees.

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Auf dem CD-Cover liegt sie wie bereit zu einer Empfängnis, der Blick aber ist entrückt, fast als sei sie schon aus der Welt. Damit hat es eine Bewandtnis: Fast wäre Welch im August 2023 an einem Eileiterriss aufgrund einer Eileiterschwangerschaft gestorben. Nur durch eine Notoperation konnte sie gerettet werden. Vom Liebesakt mit dem Tod singt sie in „Witch Dance“, darunter hört man ein irres Ticken. Die Lebensuhr?

Das Album handelt von dem ihr Widerfahrenen – vom Grauen, vom Schmerz, vom Trauma, vom Heilen. Die Brönte-Schwestern wirbeln in den Liedern, Mary Shelleys „Frankenstein“, sagt sie, sei eingewoben. Im rauen „One of The Greats“ – da erinnert sie stimmlich an Patti Smith und Grace Slick - sprechsingt Welch davon, „zurück von den Toten“ zu sein. Und die Rückkehr wird eine lodernde, emanzipatorische Auferstehung.

Ihr sonst so machtvoller Dreioktaven-Mezzosopran vibriert im Song „Kraken“ über die Entfremdung vom eigenen Körper, die dann zu einer Metamorphose gerät. Als riesiger Kalmar knickt sie rachsüchtig den Mast vom Schiff eines fliehenden Liebhabers. Welch seufzt, haucht, flüstert, dann brechen herrliche Sirenenchöre aus dem Song.

2009 wurde die Engländerin mit ihrer Band The Machine und dem Album „Lungs“ bekannt. Im Juli 2018 nahm der deutsche Rolling Stone dann mal nicht Bruce Springsteen, Bob Dylan oder die Beatles aufs Cover sondern Florence Leontine Mary Welch. Und sie sah aus, mit Blumen im Haar, wie eine Hippiefee in Woodstock. Mit den Rolling Stones hat sie „Wild Horses“ gesungen und zuletzt mit Taylor Swift „Florida!!!“.

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Und jetzt schreit man mit ihr diese Mondlichtlieder. Tanzt zu dieser Barfußtanzmusik. Da ist Licht nicht auf, sondern in ihrem rotgoldenen Haar, und man würde darauf schwören, Blitze in ihren graugrünen Augen zu sehen. Das Album ist eines voller fallender Blätter, ein „autumnal record“, wie die Songwriterin sagt, passend zur Jahreszeit.

Dass „Friede kommt“ versichert sie zum Schluss dieses kathartischen Albums im balladesken„And Love“. Da steigt sie hoch in die Äste des Gesangs hinauf und man möchte ihr in ihre verwunschene Welt folgen, wenn die Harfe sich zum Liedende glitzernd und leiser werdend in den Zweigen verliert.

Lust und Tod: Das Cover von "Everybody Scream", dem sechsten Album von Florence and The Machine.
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Neues Album: Florence and The Machine – „Everybody Scream“ (Polydor)

Konzerte: Florence and The Machine: 26. Februar 2026 – Köln, Lanxess-Arena; 4. März – München, Olympiahalle; 9. März – Berlin, Uber Arena.

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